Textilgestaltung, Design, Patchwork, Quilting

About me

In der Textilgestaltung habe ich mir einen neuen Bereich des künstlerischen Designs erschlossen. Die Ergebnisse dieser Arbeit möchte ich Ihnen im „Lebenskreis Textil“ vorstellen.

Textilien habe ich immer geliebt und bewundert. Farben, Gewebestrukturen und Haptik zogen mich schon als Kind an. Die komplexen Werke ziehen mich immer wieder als berührende Ergebnisse der gegenseitigen Beeinflussung von Design und Herstellungstechniken einer bestimmten Gesellschaft in ihren Bann. Die aktive Auseinandersetzung eines Künstlers mit verfügbaren Materialien und künstlerischen Traditionen schafft für mich greifbare Gefühlswelten, gestaltet Zeit und Sprache in einer Art und Weise, der ich mich noch nie entziehen konnte.


Als mich tiefgreifende Veränderungen der Lebensbedingungen vor mehren Jahren zu einem beruflichen Neuanfang bewegten, wählte ich ohne zu zögern den Bereich der Textilgestaltung. Von Haus aus bin ich Landschaftsarchitektin.

Früh habe ich mit dem bewussten Sammeln von Fäden, Stoffresten, Pflanzenfasern, Tang und ähnlichem begonnen. Heute stelle ich systematisch verschiedenste Materialien zusammen, ohne mich dabei von meinen aktuellen Entwürfen leiten zu lassen.

Bei der Ausarbeitung der Entwürfe setze ich dann auf die freie Wahl von Materialien und deren Kombinationen. Ich genieße meine künstlerische Freiheit auch im Prozess der formalen Gestaltung der Kompositionen und Motive.

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Die technischen Schwierigkeiten, auf die ich manchmal während der Ausführung treffe, erfordern dann meine besondere Aufmerksamkeit. Regelmäßig beschäftige ich mich mit den vielfältigen Techniken der Textilkunst und den Möglichkeiten, verschiedene in einem speziellen Projekt stimmig zusammenzubringen. Es ist ein Lernprozess, der mich fordert, der Überraschungen bereit hält und gleichzeitig Freude bereitet. Auf der Grundlage der gewonnenen Erfahrungen und aller Einflüsse, die ich zulasse, gestalte ich dann den nächsten meiner Entwürfe.

Dabei erinnere ich mich an Worte von Salvador Dali:

“ Hab keine Angst vor der Perfektion, du wirst sie nie erreichen. „

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An Kleidungsstücken faszinieren mich ihre Tragespuren. Besonders attraktiv sind sehr strapazierte Jeans. Ich wusste nicht, wie mühsam es ist, sie auseinander zu nehmen.

Das Sticken von Hand hat mir sehr viel Freude bereitet. Es ist therapeutisch – wenn man die Zeit vergisst. Ich habe stundenlang Dokumentarberichte mehr gehört als gesehen.

Ich habe mich sehr gefreut, als ich erfahren habe, dass das Deutsche Textilmuseum Krefeld seine Sammlung in der Ausstellung “ Peru – ein Katzensprung “ vorstellt. Der Besuch der Ausstellung hat mir viel Freude bereitet; den nächsten werde ich dann auf einen Wochentag legen, um auch die Bibliothek zu geniessen.

In diesem Jahr habe ich zum ersten mal am EQA Challenge teilgenommen. Das Motto ist „Flower Power“

Meinen Entwurf habe ich “ WIR “ genannt.

Die Teilnahmebedingungen waren sehr klar: es sollte ein runder Quilt sein, von 25 bis 40 cm Durchmesser.

Ich habe noch nie ein rundes Format gearbeitet.

Die Patchwork Professional hat mir die Möglichkeit gegeben, in ihrer Ausgabe 04/2023 über meine Arbeit als Textilgestalterin zu berichten. Vielen Dank!

Aller Anfang ist eine Herausforderung.

Immer wenn der Blick in den meist grauen Himmel mir nicht hilft, die Lösung eines meist technischen Problemes zu finden, versuche ich es mit einem bewusst entspannten Blick in verschiedene Kunstbücher und Fachzeitschriften. Die Patchwork Professional bietet in solchen Momenten nicht nur eine Vielzahl an Anregungen, sondern schenkt bei der Lektüre auch einfach Freude. Aus der spontanen Danksagung an die Redaktion hat sich die Möglichkeit ergeben, Ihnen heute von den Anfängen meiner Arbeit im Bereich der Textilgestaltung zu berichten.

Als mich tiefgreifende Veränderungen meiner Lebensbedingungen vor mehreren Jahren zu einem beruflichen Neustart bewegten, wählte ich, eigentlich ohne zu zögern, die Textilgestaltung.

Ich liebe Textilien; ihre Farben, Gewebestrukturen und Haptik zogen mich schon als Kind an. So habe ich bereits vor Jahrzehnten mit dem aufmerksamen Sammeln von Fäden, Garnen, Pflanzenfasern und Stoffresten begonnen. Immer wieder habe ich auch besonders feine Stoffe gekauft oder Kleidungsstücke mit interessanten Tragespuren aufgehoben. Gearbeitet habe ich mit diesen Schätzen nie – sie dienten der Bewunderung und spenden auch heute noch Trost.

Schon die Tatsache, wieder ein Ziel vor Augen zu haben, war eine Erleichterung. Die Planung des Lernprozesses der verschiedenen Techniken und Verfahren hat Freude bereitet ebenso wie die Einrichtung meines Arbeitsplatzes und die Zusammenstellung der notwendigen Geräte, Werkzeuge und Arbeitsmaterialien.

Bei der Auswahl der unterschiedlichen Techniken habe ich mir erst einmal keine Grenzen gesetzt; ich habe mit denen begonnen, die ich mir als Autodidaktin im Selbststudium aneignen konnte. Die Herstellung einer Patchwork war der erste Schritt meines persönlichen Lehrplanes. An einem sonnigen Morgen habe ich all meinen Mut zusammengenommen und ein Stück leuchtender blauer Seide zerschnitten, ganz in dem Vertrauen, es in akzeptabler Form zu einem asymmetrischen Stern zusammensetzen zu können.

Zum Glück hat es funktioniert; ich habe in den folgenden Tagen noch drei weitere gearbeitet, die mich auch heute an der Pinnwand meines Arbeitszimmers begleiten. Danach habe ich mich mit dem Quilten (per Hand und mit der Maschine), dem Filzen, Weben und Sticken beschäftigt, um einen überblick über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten dieser Arbeitsweisen zu gewinnen.

Ein Ziel war dabei auch die stimmige Kombination dieser in meinen Entwürfen. Von den Schwierigkeiten, die auftreten, wenn man zum Beispiel in einer Patchwork einzelne Bereiche mit feiner Wolle ausknüpft, habe ich nichts geahnt. Möchte man trotzdem nicht aufgeben – lässt man Federn, und zwar reichlich.

Bei der Ausarbeitung der Entwürfe setze ich auch heute noch auf die freie Wahl von Materialien und deren Kombinationen ebenso wie auf die Kombination von textilen Techniken. Durch die Erfahrungen bin ich aber etwas vorsichtiger geworden. Die eventuell zu erwartenden Komplikationen kann ich mir nach verschiedenen Projekten besser vorstellen. Generell genieße ich aber die künstlerische Freiheit im Prozess der formalen Gestaltung der Komposition und Motive. Die technischen Schwierigkeiten, auf die ich trotz aller Vorarbeit so oft treffe, erfordern dann meine ganze Aufmerksamkeit. Es ist ein Lernprozess, der mich fordert, der ungezählte Überraschungen bereithält und gleichzeitig Freude bereitet.

Eine Idee aber hat mich nicht nur gefordert, sondern vor eine Reihe von unerwarteten Fragen gestellt. Es ist die Idee von der Perfektion einer Arbeit. Schon dieses Wort: Perfektion. Es ist unnahbar, kühl und überhaupt nicht schmiegsam.    

Eigentlich liebe ich Einschlüsse in Kristallen, raue Oberflächen, Rost, ungleichmäßig gesponnene Fäden, verblichene Stoffpartien, Treibholz. Risse, sogar Löcher in einem Gewebe können sehr interessant sein. Die Arbeit an sich sollte aber perfekt sein.

Wer sagt das eigentlich ? Das weiß ich natürlich; meine Großmutter Frieda hat das Wort zwar kaum benutzt, ihr Anspruch an die eigene Arbeit und die Arbeit an sich war immer offensichtlich. Ihre Haltung war Maßstab für die ganze Familie.

Aber was verstehe ich bei meiner Liebe für Imperfektionen unter einer perfekten Arbeit?

Auf jeden Fall ist es Stress. Auch Salvador Dalis Statement: „Hab keine Angst vor der Perfektion, du wirst sie nie erreichen.“ hilft nicht wirklich. Ich habe gelernt, die Antwort auf manche Fragen kommt eben nicht in Worten daher und glücklicherweise müssen nicht alle Sachverhalte sofort geklärt werden. Lernprozesse setzen eine Entwicklung voraus, die nicht eingeschränkt werden sollte und die notwendigen Freiheiten innerhalb dieses Prozesses muss man verteidigen. Wo bliebe denn sonst der Überraschungseffekt?

Nach vor allem geometrisch-zweidimensional gestalteten Entwürfen habe ich mir eines Tages vorgenommen, figürliche Elemente, die „kleinen Menschen“, zu kreieren und ihnen Leben einzuhauchen. Warum ich sie zu diesem Zeitpunkt unbedingt entwickeln wollte, weiß ich nicht. Selbst die Idee von ihnen hatte es in meinem Lehrplan noch nicht gegeben. Jetzt aber sah ich sie vor mir und ihrer Gestaltung stand nichts im Wege. Bestimmte Details lagen auf der Hand: Sie sollten unterschiedlich groß sein, verschiedene Hautfarben präsentieren, neugierig und eigenwillig sein. Das Jersey für ihre Haut hatte ich schnell gefunden, farbenfrohe Stoffe für die Kleidung ruhten seit Jahren in der Schatztruhe, zusammen mit feingesponnener Wolle für ihre Haare. Als Füllmaterial für ihre Körper verwende ich Watte. Es war nicht schwierig, die einzelnen Teile eines Körpers zu arbeiten, dann zusammenzusetzen und mit vielen kleinen Stichen zu fixieren, ohne die notwendige Flexibilität zu verlieren. Aber erst die dritte Generation hat laufen gelernt. Das nennt man wohl Evolution. Der Aufwand, selbst wenn man nur kleinere Gruppen zusammenstellt, ist erheblich. Nimmt man sich aber die Zeit, kann man Geschichten erzählen. „What are my little people doing?“ Noch immer höre ich die Stimme unserer Nachbarin in Brisbane, wenn sie, am Küchenfenster stehend, nach ihren Kindern ruft. Der Ursprung der, kleinen Menschen“ liegt wohl in den Nachbarskindern Charly und Rose, die, mit Pollen auf der Stirn und Blütenblättern im Haar, uns am späten Nachmittag bei einem gemeinsamen Spaziergang in ihrem subtropischen Garten begeistert von den Erlebnissen des Tages berichten, bis sie ihre Mutter zum Abendessen bittet.

Jede einzelne Technik, die ich mir bisher erarbeiten konnte, ist für mich eine Tür zu ganz besonderen Gestaltungsmöglichkeiten. Dass ich diese noch über Jahre weiter trainieren und ausbauen werde, ist mir bewusst. In meinen Lehrplan habe ich aber auch schon neue Elemente eingegliedert, wie zum Beispiel meine Version der Sashikostickerei.

Mittlerweile konnte ich mir eine kleine Fachbibliothek aufbauen sowie die ersten Kontakte zu anderen Künstlern und Arbeitsgruppen knüpfen. Im vergangenen Jahr habe ich dann die Entscheidung getroffen, meine Projekte auf einer eigenen Website interessierten Personen vorzustellen. Ich habe sie „Lebenskreis Textil“ genannt, denn das ist die Textilgestaltung heute für mich – ein neuer Lebenskreis, sinngebend und friedensstiftend.

„Konzentration ist meine Freiheit !“

Anne Corbalán